Der Klimawandel ist in aller Munde, speziell der Verkehrssektor wird scharf attackiert für seine hohen CO2-Emissionen. Wie ist die Faktenlage und welche Verantwortung ergibt sich daraus für unsere Mobilität der Zukunft?
Die weltweiten CO2-Emissionen sind massiv angestiegen,
ein dramatischer Anstieg des Meeresspiegels wird erwartet
Die weltweiten CO2-Emissionen sind stark gestiegen und nehmen weiter zu. Für die Zukunft lässt sich daraus eine globale Erderwärmung von (abhängig vom Szenario) 2 bis 6 Grad prognostizieren. Dies wird einen signifikanten Anstieg des Meeresspiegels zur Folge haben, der viele Gegenden und einige prominente Städte unmittelbar gefährdet. Die chinesische Stadt Shanghai liegt 4 Meter über Meeresspiegel, Malé auf den Malediven sogar nur einen Meter. Die Auswirkungen für die genannten Städte wären dramatisch.
Knapp 50% der CO2-Emissionen werden durch China & USA verursacht,
westliche Industrienationen mit höchstem Pro-Kopf-Ausstoß
Schaut man sich an, wo die CO2-Emissionen herkommen, so muss man feststellen, dass fast die Hälfte der CO2-Emissionen von China, den USA und Indien verursacht werden. Deutschland emittiert ungefähr 2%. Eine globale Lösung des CO2-Problems wird also nur gemeinsam mit den Top-Emittenten möglich sein. Bei den Pro-Kopf-Emissionen liegen klassische westliche Industrienationen wie USA, Kanada und Australien an der Spitze, wenn man einmal von einigen verhältnismäßig kleinen Öl-Staaten im Nahen Osten absieht. Deutschland liegt mit ca. 9 Tonnen pro Kopf ungefähr doppelt so hoch wie der globale Durchschnitt.
Der Großteil aller deutschen CO2-Emissionen entsteht durch Konsum,
Mobilität & Verkehr machen knapp 20% aus
In Deutschland werden ungefähr 20% der CO2-Emissionen durch den Verkehr erzeugt. Dies lässt sich sowohl in der Betrachtung eines Durchschnittsbürgers als auch in der Verteilung nach Sektoren erkennen. Während die Emissionen in den Bereichen Energiewirtschaft und Industrie seit 1990 zurückgegangen sind, müssen im Verkehrssektor steigende Emissionen konstatiert werden. Der Löwenanteil des CO2 kommt dabei aus dem Straßenverkehr, wo eine steigende Zahl an Fahrzeugen und größere Motoren die Effizienzverbesserungen beim Verbrennungsmotor überkompensiert hat. Was ist also zu tun?
Klimaschutzplan der Bundesregierung mit ambitioniertem Einsparziel für den Verkehrssektor
Die Antwort der Bundesregierung sieht im Klimaschutzplan einen Dekarbonisierungspfad für alle Sektoren vor. Für den Verkehrssektor ergibt sich eine angepeilte Emissionsreduktion bis 2030 um ca. 40% bezogen auf das Referenzjahr 1990. Wie kann diese Herkulesaufgabe gelingen?
Zur Verfolgung der Dekarboniserungsziele muss Deutschland im Straßenverkehr die ambitionierten CO2-Flottenziele der EU erreichen
Im Straßenverkehr gibt es bereits seit langer Zeit verbindliche Vorgaben der EU. Zur Verfolgung der Dekarbonisierungsziele und Vermeidung von Strafen muss Deutschland die ambitionierten CO2-Flottenziele der EU erreichen. Das EU- CO2-Flottenemissionsziel liegt bei 95 g/km ab 2021. Aufgrund einer hoch motorisierten Fahrzeugflotte (z.B. mehr SUVs) steigt der durchschnittliche CO2-Ausstoß in Deutschland seit 2015. Für Neu-PKW lag er 2018 bei 130g/km. Ab 2021 sind Strafzahlungen bei Nichterreichung der Ziele von 95 Euro pro g CO2/km für jeden verkauften Neu-PKW fällig. Zur Vermeidung von Strafzahlungen ist deshalb bis 2021 ist eine Reduktion des Flottenverbrauchs um 30% nötig.
Der zukünftige Straßenverkehr muss einen Mix aus optimierten Verbrennern, Hybriden und Elektrofahrzeugen beinhalten
Die angestrebten Ziele im Straßenverkehr lassen sich in Zukunft nur durch einen Antriebsmix aus optimierten Verbrennern, Hybriden und Elektrofahrzeugen erreichen. Bei den Verbrennungsmotoren sind neben Benziner und Diesel insbesondere auch synthetische Kraftstoffe (“E-Fuels”) eine Möglichkeit, Verbrennungsmotoren klimafreundlich zu machen. Bei den Hybriden ist neben dem Range Extender insbesondere der Plugin-Hybrid eine Option, mit der auch ein vollelektrischer Betrieb möglich ist. Bei den reinen Elektrofahrzeugen wird die Zukunft sowohl aus batterieelektrischen Fahrzeugen als auch Brennstoffzellen-Fahrzeugen bestehen, die mit Wasserstoff (H2) betrieben werden.
Im Luftverkehr ist CO2-neutrales Kerosin das Schlagwort
Im Luftverkehr ist ebenfalls noch ein weiter Weg zu gehen. Die CO2-Emissionen des Luftverkehrs machen knapp 3% der gesamten Emissionen aus, steigen aber jedes Jahr kontinuierlich um ca. 5%. Da Batterien im Flugzeug zu schwer sind, muss herkömmliches Kerosin durch einen regenerativen Kraftstoff ersetzt werden. CO2-neutrales Kerosin ist dabei das Schlagwort. Ein ökologisch sinnvoller Weg könnte ein strombasierter Kraftstoff sein, der im sogenannten „Power-to-Liquid“- Verfahren gewonnen wird. Mit großer Energiemenge kann Wasserstoff per Elektrolyse aus Wasser herausgelöst und dann mit Umgebungs- CO2 zu Kerosin weiterverarbeitet werden. Wird dieses verbrannt entsteht CO2, das zuvor der Umwelt entzogen wurde – ein klimaneutraler Kreislauf.
Ausbau des Schienennetzes, Stärkung der Bahn und massive Investitionen in den ÖPNV verändern den Modalsplit
Es ist allerdings abzusehen, dass es zusätzlich einer Entwicklung weg vom Kraftfahrzeug und Flugzeug bedarf. Dies ist zum einen über eine bessere Nachfragesteuerung nach Transport, z.B. der Vermeidung von Pendlerverkehren durch Home Office oder Behördensatelliten und Wegfall von Dienstreisen durch Videotechnik zu erreichen. Zum anderen muss eine Veränderung des Modalsplits dazu führen, dass Verkehr von der Straße (und der Luft) auf die Schiene und vom Individuum zu geteilten Verkehrsmitteln (z.B. ÖPNV, Car Sharing) verschoben wird. Der Ausbau des Schienennetzes, die Stärkung der Bahn und massive Investitionen in den ÖPNV müssen dazu führen, dass Wege sowohl in der Stadt als auch auf dem Land immer weniger im eigenen PKW zurückgelegt werden. Die Mobilität von morgen muss nachhaltig und geteilt sein.